Diagnostik und Therapie
Oftmals gibt es im Alltag kleinere oder auch größere Schwierigkeiten und Konflikte. Manchmal weiten sich diese auf andere Lebensbereiche aus, werden allein unüberwindbar oder beeinträchtigen den „normalen“ Tagesablauf. Schnell entsteht ein Teufelskreis, der sich allein nur schwer durchbrechen lässt. Dann ist es wichtig, sich an Fachkräfte zu wenden, die einen dabei unterstützen, Schwierigkeiten zu überwinden. Unser multiprofessionelles Team verfügt über langjährige Erfahrungen bei der Hilfe zur Bewältigung schwieriger Konflikte oder Verhaltensauffälligkeiten und der Behandlung psychischer Erkrankungen. Wir stehen Kindern und Jugendlichen, aber auch den Eltern und Bezugspersonen gern unterstützend zur Seite.
Analyse der Ist-Situation
Grundlage der praktischen Arbeitsweise stellt eine mehrdimensionale Betrachtungsweise dar, die all diejenigen Faktoren untersucht und gewichtet, die Einfluss auf das Störungsbild, aber auch Einfluss auf gesunde und funktionale Anteile des Patienten und seiner Umgebung haben. Diese diagnostische Einschätzung führt zu einer Zustandsbeschreibung und stellt gleichzeitig die Basis für eine Entscheidung dar, auf welcher Ebene eine Intervention am ehesten erfolgversprechend erscheint.
Die Phase der Diagnostik besteht in der Regel aus mehreren Terminen. Ausgerichtet am Vorstellungsanlass führen die jeweiligen Mitarbeiter (Psychotherapeuten, Sozialpädagogen) unterschiedliche Testverfahren meist im Einzelkontakt mit dem Kind, manchmal aber auch in der Gruppe durch. Die Untersuchungen dienen überwiegend der Abklärung der allgemeinen Begabung, schulrelevanter Fertigkeiten, der Konzentrations- und Aufmerksamkeitsleistung sowie der emotionalen Situation des Kindes bzw. Jugendlichen. Dabei kommen sowohl standardisierte Instrumente und projektive Testverfahren als auch Interviews sowie Spiel- und Verhaltensbeobachtungen zum Einsatz. Die gesamte Befunderhebung kann sich über mehrere Monate erstrecken.
Die wichtigsten diagnostischen Maßnahmen in unserer Praxis sind:
- Ausführliches Erstgespräch und Erhebung der biographischen Anamnese
- Neuropsychologische Diagnostik (u.a. Aufmerksamkeit, Konzentration, Sprache, Motorik, Leistungsfähigkeit, Gedächtnis, Wahrnehmung, exekutive Funktionen)
- Entwicklungs- und Leistungsdiagnostik (z.B. Intelligenz, Stärken- und Schwächenprofil, Teilleistungsstörungen)
- Persönlichkeitspsychologische und emotionale Diagnostik (z.B. Depressions-, Angst-, Persönlichkeitsfragebögen)
- Störungsspezifische Testdiagnostik
- Verhaltens- und Interaktionsbeobachtung (z. B. in Spielsituationen)
- Kooperation und Fremdanamneseerhebung im Netzwerk (z.B. Schule, Hort, Kindergarten, Gesundheits- und Sozialdienste, Ärzte, Therapeuten etc. ...)
Therapieplanung
Die Diagnostik dient dazu, notwendige Informationen zu erhalten, um schließlich die erwartete fachkundige Hilfestellung gewährleisten zu können. Anschließend erhalten Kind und Eltern in einem Auswertungsgespräch ein Feedback, indem wir die Ergebnisse besprechen, Empfehlungen und die Indikation für sinnvolle weitere Maßnahmen aufzeigen sowie das weitere Vorgehen gemeinsam planen.
Gerade im Bereich der Kinder- und Jugendpsychiatrie ist die enge Verbindung von Symptomen des Kindes mit diversen Umgebungsfaktoren häufig sichtbar. Wie und auf welchem Wege Symptomatik verändert werden kann, bedarf nach der Phase der Diagnostik einer ausführlichen Diskussion. Eine gelungene Kommunikation und Kooperation ist unabdingbar, um abklären zu können, welche Faktoren nicht nur für den Diagnostiker sondern gerade auch für die Familie von Bedeutung sind. Erwartungshaltungen und Ursachenzuschreibungen sowie aufrechterhaltende Bedingungen innerhalb der familiären Systeme spielen hierbei eine wesentliche Rolle und können sowohl zum Gelingen als auch zum Scheitern von Interventionen führen. Sie verdienen daher genaue Exploration und Beachtung.
Das Ergebnisgespräch dient der folgenden Entscheidungsfindung:
- Welche Maßnahme erscheint am erfolgversprechendsten und ökonomischsten?
- Welche Maßnahme ist vor Ort durchführbar?
- Welches Versorgungssystem ist für die Durchführung zuständig?
Therapie
Wenn eine Indikation für therapeutische Maßnahmen gegeben ist, stehen uns verschiedene Optionen zur Verfügung, die oftmals auch kombiniert werden können. Eine Therapie kann auf körperlichem Wege geschehen (z. B. durch Medikation), funktional (z. B. durch Übungsbehandlung) oder auch emotional (z. B. durch Spieltherapie oder Gesprächstherapie). Wir arbeiten überwiegend verhaltenstherapeutisch, integrieren jedoch weitere Interventionsverfahren in unser multimodales Behandlungskonzept. Dabei sind wir beratend tätig und können durch unsere Multiprofessionalität an den individuellen Bedürfnissen unserer Patienten und deren sozialem Umfeld orientiert ansetzen. Vor dem Hintergrund systemischer Ansätze ist es uns sehr wichtig, auch die Eltern, Bezugspersonen oder andere Beteiligte in den therapeutischen Prozess zu integrieren.
Psychosoziale und Psychotherapeutische Beratung
- Beratung der Eltern: Das Einbeziehen des gesamten sozialen Umfeldes des Kindes in die Beratungsmaßnahmen ist von zentraler Bedeutung. An erster Stelle steht dabei die Familie, d.h. die Eltern und andere Bezugspersonen aus dem familiären Umfeld wie Großeltern, Geschwister oder sonstige Verwandte. Es ist sehr wichtig, diesen Personenkreis für die Situation des Kindes zu sensibilisieren und in die Therapie zu involvieren. In der Familie kann jeder seine Beteiligung am Problem und einer Lösung kennenlernen und maßgeblich zum Erfolg der Behandlung beitragen.
- Zusammenarbeit mit Kindergärten und Schulen: Da Kinder in der Regel einen Großteil ihrer Zeit im Kindergarten bzw. in der Schule verbringen, muss auch dieser pädagogische Bereich in angemessener Weise in die Therapie miteinbezogen werden. Wir kooperieren daher auch mit Schulen, Kindergärten und Jugendhilfeeinrichtungen („Heimen“) und bilden gemeinsam mit diesen ein Kompetenznetzwerk. Wir beraten die Erzieher/innen bzw. Lehrer/innen des Kindes, informieren sie über notwendige Maßnahmen und suchen natürlich auch ihr Feedback.
- Zusammenarbeit mit Ämtern: In Einzelfällen kann auch die Zusammenarbeit mit verschiedenen Ämtern wie dem Jugendamt, dem Sozialamt, dem Gesundheitsamt oder dem Arbeitsamt sinnvoll sein.
Interventionen, die wir anbieten, sind unter anderem:
- Kinder- und Jugendpsychiatrische Behandlung und falls erforderlich Möglichkeit der medikamentösen Unterstützung
- Psychotherapeutische Interventionen (Verhaltenstherapie, systemische bzw. familientherapeutische Intervention, Traumatherapie, Gesprächstherapie, Spieltherapie)
- Einzelgespräche
- Entspannungstraining
- Psychoedukation
- Entwicklungsförderung
- Funktionelle Übungsbehandlung
- Training für HKS- und ADS-Kinder (z. B. Konzentrationstraining)
- Training zum Arbeitsstil und zur Eigenstrukturierung
- Interaktionstraining zur Beziehungsförderung von Eltern und Kind
- geplant sind Gruppenangebote wie zum Beispiel „Soziales Kompetenztraining“, „Training für sozial unsichere Kinder“ oder „Anti-Aggressions-Training“
- Beratungsgespräche und Coaching von Eltern und Bezugspersonen (Erweiterung von Erziehungskompetenzen) aber auch Kontaktaufnahme zu Lehrern oder Erziehern
- Sozialberatung
- Möglichkeit der ambulanten Psychotherapie (im Rahmen des Kostenerstattungsverfahrens)
Vertraulichkeit
Alle Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der Praxis stehen in regelmäßigem Austausch untereinander, um alle Informationen und Ergebnisse zusammenzuführen. Nach außen unterliegen wir alle der ärztlichen Schweigepflicht.
Diese Schweigepflicht gilt für alle Daten, die Sie uns geben oder die wir selbst erheben. Ohne Ihr schriftliches Einverständnis werden wir diese Informationen nicht weitergeben.
Dies gilt auch für:
- das Jugendamt
- die Schule
- das Gericht
- andere Ärzte/Krankenhäuser